Erwin Sabathi - Weißwein-Großmeister aus der Steiermark
Erwin Sabathi führt das familieneigene Weingut im Süden der Steiermark seit 1993 gemeinsam mit seiner Frau Patrizia und seinen Brüdern Christoph und Gerd. Die Geschichte der Winzerfamilie hingegen reicht bis ins Jahr 1650 zurück. Frühere Sabathi-Generationen betrieben zunächst am Pilchenhof und später am Knappenhof in Sernau Weinbaubetriebe mit gemischter Landwirtschaft. 1938 kaufte Johann Sabathi den heutigen Stammsitz der Familie in Pössnitz. Der Großvater von Erwin Sabathi hatte ein gutes Gespür für das Potenzial der Weinlagen des Pössnitzberges, sicherte sich in den 1950er Jahren das erste Herzstück der exklusiven Riede und begann, hier die besten seiner 50-jährigen Sauvignon Blanc-Rebstöcke zu vermehren. 1968 übernahm der Vater von Erwin Sabathi, Erwin Sabathi Senior, das Weingut. Mit Geschäftssinn und Innovationsgeist baute er den Stammbetrieb weiter aus, kaufte und pachtete neue Rebflächen und vermehrte die wertvollen Sauvignon Blanc-Reben seines Vaters weiter.
Der ganz große Aufschwung gelang schließlich ab dem Jahr 1992 mit dem Einstieg des gerade einmal 18-jährigen Erwin Sabathi Junior ins elterliche Weingut. 2016 kürte ihn der Falstaff hierfür zum „Winzer des Jahres“.
Exzellente Gewächse aus besten Lagen
Heute besitzen die Sabathis 12 Hektar Weinberge in der Region Pössnitz. Die Rieden, österreichisch für Lagen, gehören zu den privilegiertesten der Südsteiermark: Pössnitzberg, Krepskogel, Poharing, Jägerberg und Saffran. Neben den Hauptrebsorten Sauvignon Blanc und Chardonnay wachsen hier, je nach Terroir, Weiß- und Grauburgunder, Welschriesling und Gelber Muskateller. Die Weißweine von den Spitzenlagen Pössnitzberg und Poharing verdienen sich regelmäßig große Auszeichnungen. Der Poharing Sauvignon Blanc etwa gehört zu den besten Weinen aus dem Hause Sabathi; die Riede Pössnitzberg ist nach dem STK-Herkunftssystem, entwickelt von der Vereinigung „Steirische Terroir & Klassikweingüter“, als Große SKT Ried klassifiziert und bringt ebenfalls einen extrem ausdrucksstarken, mineralischen Sauvignon Blanc hervor. Von hier stammt auch der ausgezeichnete Ried Pössnitzberg Chardonnay. Neben diesen Spitzengewächsen hat Erwin Sabathi außerordentlich gute Orts- und Gebietsweine im Angebot. Zum Beispiel den in Holz ausgebauten Leutschach Chardonnay aus dem DAC Südsteiermark, der mit Noten frischer Limettenblüten und Bergkräuter besticht.
Engagierten und qualitätsverliebten Winzern wie Erwin Sabathi ist es zu verdanken, dass sich die nur 3.700 Hektar große Steiermark zu einer weltweit gewürdigten Weinregion für die Erzeugung herausragender Weißweine, vor allem Sauvignon Blanc und Chardonnay, entwickelt hat. Eine Region, die diesen Weinen ihre ganz eigene Stilistik verleiht, sie gewissermaßen neu erfindet. Doch was genau sind die Eigenschaften und Verdienste, die Erwin Sabathi zum Ausnahmewinzer und Pionier seiner Heimat machen?
Erwin Sabathi steht für Weinbau mit höchstem Respekt für das Terroir
Es wäre einfach zu behaupten, es sei nicht besonders schwierig, gute Weine aus uralten Reben zu machen, die dazu noch auf einem grandiosen Terroir wachsen. Doch so einfach ist es nicht, bedarf es doch einer großen Menge handwerklichen Könnens, um aus diesen Trauben Weine von einer Finesse, Mineralität und Komplexität zu machen, wie Erwin Sabathi es tut. Denn: Die Qualität eines Terroirs basiert auf Klima und Boden, aber auch auf den Menschen, die es bewirtschaften und sein Potenzial zur vollen Entfaltung bringen. Das Credo der Sabathi-Familie lautet „Unsere Weine sind Ausdruck ihres Terroirs“. Was klingt wie eine Plattitüde, wird von den Pössnitzern mit voller Leidenschaft gelebt. Sie tun alles dafür, den Charakter ihrer einzelnen Rieden so authentisch und unverfälscht wie möglich in die Flasche zu transportieren. Die Weinbereitung ist für sie nach eigener Aussage ein sehr bodenständiges und naturverbundenes Handwerk und die Natur ein wertvolles Vermächtnis, das es zu respektieren gilt. „Unser Ziel ist höchste Qualität, eine natürliche, selbstregulierende Ertragsreduktion und gesunde, gut ausgereifte Trauben zu ernten. Dies lässt sich nur erreichen, wenn sich Boden und Rebstock im Gleichgewicht befinden“, sagt Erwin Sabathi.
Im Einklang mit der Natur
Dementsprechend haben sich die Sabathis voll und ganz dem organisch-biologischen Weinbau verschrieben. Bei der Bewirtschaftung ihrer Rieden setzen sie auf naturnahes Bodenmanagement, naturschonende Pflegemaßnahmen und die natürliche Unterstützung der Pflanzengesundheit. Eine strenge Handlese ist auf den Steilhängen mit ihrem zerklüfteten Gestein und Steigungen von bis zu 80 Grad nicht nur technisch unabdingbar, sondern vor allem Teil der Philosophie, so wenig wie möglich in die natürlichen Prozesse in den Weinbergen einzugreifen.
Im Keller setzt sich die Arbeit im Einklang mit der Natur konsequent fort: Die Gärung erfolgt ausnahmslos mit eigenen Weingartenhefen nach dem Prinzip der Spontangärung. Für Erwin Sabathi ist dieser natürliche mikrobiologische Vorgang die ursprünglichste Form der Weinbereitung. Denn die Naturhefen, oder auch „wilden Hefen“, leben in den Weinbergen, im Keller und auf den Traubenschalen und sind somit authentischer Ausdruck der Umgebung, aus der sie stammen. Durch ihren Einsatz gelingt es, die unverwechselbare Persönlichkeit eines Weinberges auf den Wein zu übertragen, die natürlichen Aromen hervorzuheben und so die Herkunft des Weines geschmacklich aufleben zu lassen. Das Ergebnis: Wirklich große Weine, die vollkommen zu Recht in der Weinwelt gefeiert werden und jeden, der sie genießt, mit jedem Schluck auf direktem Weg in die Weinberge der Südsteiermark entführen.